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Sarah White

Sarah White

Inflammaging der Haut: Das Entzündungsaltern

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Eine Entzündung der Haut muss nicht immer sichtbar sein: Beim Inflammaging führen chronische, unsichtbare Mikroentzündungen zu Alterungsprozessen. Es ist noch nicht so lange bekannt, dass dieses sogenannte Entzündungsaltern die Hautalterung vorantreibt. In diesem Artikel beschreibe ich dir was genau passiert und was du gegen Inflammaging tun kannst.

Inhalt

Bestimmt hattest auch du schon mal eine entzündete, gerötete und irritierte Haut. Entzündungen müssen aber nicht immer sichtbar sein: wie beim Inflamm-Aging der Haut, dem Entzündungsaltern.

Hier treiben kleinste Mikroentzündungen in der Haut Alterungsprozesse voran. Das fiese: sie sind von außen unsichtbar.

Was ist Inflammaging der Haut?

Inflammaging setzt sich zusammen aus „Inflamm“ für „Inflammation (Entzündung)“ und „Aging“ für „Alterung“.

Der Begriff allein beschreibt also schon gut, was passiert.

Inflammaging der Haut

Im deutschen Raum ist das Inflammaging der Haut auch als Entzündungsaltern bekannt.

Kern der Theorie ist, dass im Laufe des Älterwerdens chronische Mikroentzündungen Alterungsprozesse befeuern und dadurch beschleunigen. Dabei ist Inflammaging nicht nur auf die Haut beschränkt. Die Mikroentzündungen lassen sich im gesamten Körper nachweisen.

Zahlreiche Erkrankungen, darunter Arthritis, Alzheimer, Arteriosklerose, Osteoporose, Depressionen oder Diabetes mellitus werden mittlerweile mit Entzündungsaltern in Verbindung gebracht.

Die Rolle der Entzündung

Für die Entstehung der Entzündungen spielt dein Immunsystem eine entscheidende Rolle. Das Immunsystem ist ein komplexes Gebilde und schützt dich vor Krankheiten und Pathogenen. Es ist auch daran beteiligt, dass Entzündungen entstehen. Entzündungen klingen fies, übernehmen medizinisch aber eine wichtige Funktion. 

Wie läuft eine typische lokale Entzündung normalerweise ab? Deine Haut rötet sich, erwärmt und schwillt an. Diese unangenehmen Begleiterscheinungen sind wichtig, denn sie setzen Botenstoffe wie Histamin frei. 

Dadurch werden Gefäße in der Haut durchlässiger und Abwehrstoffe des Immunsystems können aus dem Blut austreten und zur betroffenen Stelle vordringen, um z.B. Schädlinge bekämpfen und abbauen.

Entzündungen im Gesicht

Nach vollendeter Arbeit klingt die Entzündung eigentlich wieder ab. Bei Inflammaging ist das anders: Hier herrscht im Grunde genommen eine dauerhafte, unterschwellige Entzündung im Körper. Sie ist nach außen nicht unbedingt sichtbar, beeinflusst aber eine Vielzahl an Prozessen im Körper.

Dauerhafte Entzündungen gelten als gewebeschädigend. Sie können daher Alterungsprozesse beschleunigen und die Haut als Organ in seiner Funktion beeinträchtigen. Die Haut altert also schneller.

Entzündungsaltern: Auch das Immunsystem wird älter

Warum entzündet sich die Haut im Alter zunehmend? Dein Immunsystem unterliegt mit zunehmenden Lebensjahren starken Veränderungen.

Im Thymus, einer Drüse die hinter deinem Brustbein liegt, reifen wichtige Zellen des Immunsystems: die T-Lymphozyten. Mit Ende der Pubertät bildet sich dein Thymus nach und nach zurück. Diese Rückbildung ist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt muss der Körper auf den bestehenden Bestand an T-Lymphozyten zurückgreifen.

Diese altersbedingten Veränderungen des Immunsystems werden in der Medizin als Immunosenezenz bezeichnet. Die Immunfunkion lässt dadurch nicht zwangsläufig nach, aber es kommt zu deutlichen strukturellen Veränderungen.

Wenn wir jung sind, haben wir viele nicht aktivierte (sogenannte naive) T-Lymphozyten, wenig T-Gedächtniszellen und kaum T-Effektorzellen. Im Zuge der Alterung kehrt sich das um: Es gibt dann hauptsächlich T-Effektorzellen, viele T-Gedächtniszellen und kaum noch naive T-Lymphozyten.

Was machen T-Lymphozyten? Sie sollen körperfremde Antigene erkennen und eliminieren. Dafür sind naive T-Lymphozyten besonders wichtig, denn sie wurden noch nicht durch Antigenbindung aktiviert.

Je mehr Entzündungsprozesse im Laufe des Lebens auf den Körper eingewirkt haben, desto weniger naive T-Lymphozyten stehen später noch zur Verfügung. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen der Last an Antigenen und der Immunoseneszenz. Durch diese Veränderungen kann dein Immunsystem nicht mehr so angemessen reagieren.

Die Zytokinausschüttung verändert sich, B-Lymphozyten reifen schlechter und es können weniger Antikörper produziert werden.

Was sorgt dann für die andauernden, chronischen und unterschwelligen Entzündungen beim Inflammaging der Haut? Vor allem die gesteigerte Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen.

Es kommt zum Anstieg von z.B. IL-1, IL-1RN, IL-6, IL-8, IL-13, IL-18, CRP (C-reactive protein), IFNα und IFNβ, TGFβ (Transformierender Wachstumsfaktor-β), TNF (Tumornekrosefaktor) und Serumamyloid. 

Entzündungen reduzieren

Das Entzündungsaltern betrifft uns alle. Die altersbedingten Veränderungen des Immunsystems kannst du nur bedingt beeinflussen. Was du aber beeinflussen kannst ist dein Lebensstil.

Um den unterschwelligen Entzündungen entgegenzuwirken, sind gezielte, anti-entzündliche Maßnahmen perfekt.

Gegen Inflammaging der Haut bieten sich sowohl systemische Maßnahmen (von „innen“), als auch lokale Maßnahmen (von „außen“) an.

Entzündete Haut im Gesicht

Systemische Maßnahmen gegen Inflammaging der Haut

1. Mikrobiom des Darms unterstützen

Auch das Mikrobiom deines Darms unterliegt entzündungsfördernden Anpassungen. Studien zeigen, dass mit steigendem Lebensalter die Vielfalt, insbesondere von nützlichen Mikroben, abnimmt. Auch scheint die Darm-Durchlässigkeit (Permeabilität) zu steigen. Beides kann proinflammatorische Prozesse fördern. Übrigens: Darm- und Hautmikrobiom scheinen eng miteinander verbunden, darüber habe ich einen separaten Artikel verfasst.

Es macht also Sinn, deinen Darm zu unterstützen. Geeignet dafür sind Probiotika und Präbiotika. Probiotika enthalten spezielle Bakterienkulturen, welche eigene Darmbakterien unterstützen und ein starkes Verdauungssystem fördern. Es gibt sie in Kapselform mit lebenden Mikroorganismen: Hier ist die Zusammensetzung entscheidend, die du am besten mit einem Arzt deines Vertrauens besprichst. Ansonsten enthalten bestimmte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Miso natürlicherweise Probiotika.

Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile (Ballaststoffe), die in bestimmten Lebensmitteln vorkommen. Im Grunde genommen sind Präbiotika das „Futter“ für Probiotika, also dem Mikrobiom in deinem Darm. Präbiotika fördern ein ausgewogenes Mikrobiom. Natürlicherweise sind sie z.B. in Chicorée, Hafer, Äpfeln und Flohsamen enthalten.

2. Kalorienrestriktion oder Fasten

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass die Reduzierung der Kalorienaufnahme Entzündungen reduzieren kann und gleichzeitig eine der effektivsten Maßnahmen zur Erhöhung der Langlebigkeit ist. Eine Kalorienrestriktion konnte die Lebenszeit vieler Kleintiere signifikant steigern.

Noch ist die Anwendung auf den Menschen nicht ausreichend erforscht, dennoch ließen sich in Studien bereits Parallelen aufzeigen, sogar bei bereits schlanken Menschen

Bei einer Restriktion ist wichtig, dass es sich um eine leichte Reduzierung der Kalorienaufnahme, zwischen 10-25%, handelt. Bei größeren Restriktionen kann es ansonsten zur Unterernährung und Vitalstoffmängeln kommen. Anscheinend kann intermittierendes Fasten ähnliche Effekte wie eine Kalorienrestriktion herbeiführen. 

Übrigens spielt Übergewicht eine entscheidende Rolle bei Entzündungen. Adipozyten, besonders im viszeralen Fett (insbesondere abdominal, intramuskulär, in Leber und Perikard), können vermehrt pro-inflammatorische Bestandteile wie IL-6, IL-1β, TNF und CCL2 (CC-Chemokin-Ligand-2) ausschütten. Das gilt auch für Hormone, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind, wie Adiponectin und Leptin.

3. Ausreichende Proteinzufuhr

Studien deuten darauf hin, dass auch ein Proteinmangel die Immunoseneszenz, und damit das Entzündungsaltern beschleunigt.  Pro Tag werden von der DGE 0,8g Protein pro Kg Körpergewicht empfohlen. Für den Durchschnitt entspricht dies etwa 50-60g Protein pro Tag. Die DGE empfiehlt mit steigendem Alter sogar eine Erhöhung der Proteinzufuhr. .

Proteine sind wichtig für die Aufnahme von Aminosäuren, aus denen zahlreiche Hormone, Enzyme, Transmitter und Zellen hergestellt werden. Ausreichend Protein hilft auch, einen altersbedingten Muskelabbau (der übrigens auch im Gesicht stattfindet) zu minimieren.

4. Entzündungshemmer in Ernährung einbauen

Zur Reduzierung von Entzündungsprozessen kannst du, neben den bereits genannten Möglichkeiten, auch gezielt Entzündungshemmer in deine Nahrung einbauen.

Hier kommen Polyphenole in Frage, die natürlicherweise in Früchten und Gemüse vorkommen. Beispiele hier sind Beerenfrüchte wie Aronia, Äpfel, Trauben, Birnen und Kirschen. Auch Kakao und dunkle Schokolade haben, mit bis zu 800mg Polyphenolen pro 100g, hohe Mengen an Polyphenolen.

Als besonders wirksam gelten extrahierte Polyphenole, darunter Resveratrol und OPC. Sie sind außerdem wirksame Antioxidantien und schützen vor oxidativem Stress. 

Auch Omega-3 Fettsäuren gelten als wirksame Entzündungshemmer.

Lokale Maßnahmen gegen Inflammaging der Haut

1. Entzündungshemmer und Antioxidantien

Entzündungshemmer machen sowohl über die Nahrung als auch in Hautpflege Sinn. Als besonders wirksame Entzündungshemmer für Kosmetika gelten Resveratrol und OPC. Also Polyphenole, die auch schon für die Ernährung empfehlenswert waren.

Beide haben, neben ihren entzündungshemmenden Eigenschaften auch antioxidative Fähigkeiten. So können sie die Haut zusätzlich vor oxidativem Stress schützen, der besonders im Zuge der Hautalterung zunimmt.

Auch Glycyrrhetinsäure, ein Extrakt aus der Süßholzwurzel, hat stark entzündungshemmende Eigenschaften.

2. Barriereschutz und -stärkung

Eine intakte Hautbarriere hat weniger mit Entzündungen zu kämpfen. Es macht also Sinn, deine Barriere gezielt zu unterstützen. Insbesondere, weil die Barrierefunktion stark nachlässt: denn deine Haut produziert im Alter bedeutend weniger Lipide, Fettsäuren und NMF.

Geeignet zur Unterstützung der Barriere sind alle hautidentischen Inhaltsstoffe, über die ich bereits einen ausführlichen Artikel geschrieben habe. Darunter besonders erwähnenswert: Ceramide, NMF und essenzielle Fettsäuren wie Linol- und Linolensäure.

3. Sanfte Hautpflege

Zu starke, aggressive Produkte können deine Hautbarriere beeinträchtigen. Die Haut wird „durchlässiger“ für äußere Auswirkungen. Darunter UV-Strahlung, Umweltverschmutzungen, Tabak und andere Noxen. Und das macht deine Haut anfälliger für Entzündungen.

Wann ist eine Hautpflege zu stark? Wenn deine Haut übermäßig reagiert. Eine zu starke Hautreinigung kann die Haut z.B. austrocknen- sie spannt, rötet sich oder juckt. Ein zu hoher Wirkstoffanteil kann Unverträglichkeitsreaktionen auslösen, mit Schuppungen, Rötungen oder kleinen Pickeln. Eine übermäßige Reaktion deiner Haut auf Hautpflege kann zu Entzündungen führen und damit das Inflammaging der Haut vorantreiben. Du siehst: es ist wichtig auf die Signale deiner Haut zu hören. Weniger ist auch bei Hautpflege oft mehr.

Ein weiteres Argument für eine sanfte Hautpflege: Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine von außen geschwächte Hautbarriere Inflammaging sogar im Körper angekurbelt werden kann: Denn die Haut als Organ kann ihre Barrierefunktion nicht mehr aufrechterhalten. Das würde auch andere Bereiche des Körpers betreffen.

Sind Retinol oder Fruchtsäure entzündungsfördernd?

Zum Abschluss die Frage: Führen Wirkstoffe wie Retinol oder Fruchtsäure zu Entzündungen der Haut?

Mittlerweile gibt es ein paar Vertreter in der Branche, die der Meinung sind: Sowohl Retinol als auch Säuren schaden eher als sie nützen. Denn sie sollen Entzündungen fördern (Inflammaging der Haut), was die Hautalterung vorantreiben würde.

Entzündungsaltern durch Mikroentzündungen

Hierzu gibt es leider wenig aussagekräftige Studien. Fakt ist: Zu viel Säure oder zu viel Retinol führt auch immer zu einer negativen Begleiterscheinung auf der Haut. Diese umfasst Rötungen, Brennen, Juckreiz und Schuppung und damit auch eine potenzielle Entzündung. Anders ist es aber, wenn Retinol und Fruchtsäure moderat eingesetzt werden. In diesem Fall werden sogar Hautfunktion unterstützt, was wiederum die Barriere stärken kann und im Umkehrschluss das Entzündungsaltern wieder minimiert.

Beispiel 1: Eine zu Altersakne neigende Haut (und damit zu starken Entzündungen) kann durch Retinol und Säure in der richtigen Konzentration verbessert werden. Die Entzündungen gehen zurück, die Hautbarriere verbessert sich. Das sollte auch gegen Inflammaging der Haut helfen.

Beispiel 2: Der im Alter eher alkalisch werdende Hautschutzmantel macht die Haut empfänglicher gegenüber äußeren Stressoren. Das fördert Entzündungsprozesse in der Haut. Der moderate Einsatz von milden Säuren kann den natürlicherweise leicht säuren pH-Wert wieder fördern.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf andere Hautprobleme anwenden. Es scheint also, wie immer, ausschließlich auf die Menge anzukommen.

Fazit zum Inflammaging der Haut

Inflammaging der Haut fördert Alterungsprozesse. Unsichtbare Entzündungsprozesse lassen uns schneller altern.

Die Gründe hierfür sind vielfältig und nur zum Teil beeinflussbar. Ein entzündungshemmender Lebensstil kann helfen diese Prozesse gezielt zu verlangsamen, genauso wie anti-inflammatorische Wirkstoffe in Hautpflege.

Inflammaging der Haut

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2 Kommentare

  1. Avatar

    Guten Tag Frau White,
    ich habe eine Frage an Sie.
    Wie ist ihre Meinung über Microneedling?
    Die Haut wird ja durch kleine Nadeln verletzt. Wie sind diese Mikroentzündungen zu bewerten, besonders für ältere Kunden?
    würden Sie diese Behandlung empfehlen? Auch für ältere Personen?
    Vielen Dank für ihre geschätzte Antwort.

    • Sarah White

      Liebe Micaela,

      ganz lieben Dank für deine Nachricht. Du darfst mich gerne duzen, wenn du magst :) Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich dich auch duze!

      Zu deiner Frage: in Maßen halte ich Microneedling für eine gute Sache. Es gibt einige anregende, regenerierende Behandlungsmethoden, die potenziell zu einer leichten Entzündungsreaktion als Folge der Wundheilung führen können. Bei richtiger Durchführung ist diese Reaktion aber vergleichsweise gering, insbesondere wenn mit geringer Nadeltiefe gearbeitet wird. Gleichzeitig können solche Behandlungen das Hautbild deutlich verbessern: deshalb halte ich sie für geeignet (z.B. bei Neigung zu Unreinheiten- in diesem Fall würde das mittel- bis langfristig zu weniger Entzündungen führen). Es ist daher immer, wie so vieles im Leben, eine Sache der Balance.

      Eine Sache gibt es, auf die du möglichst achten solltest: die parallel (zur gleichen Zeit) verwendeten Produkte sollten möglichst minimalistisch und reizarm formuliert sein.

      Ganz liebe Grüße –
      Sarah


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